Solarstrom speichern: Unabhängigkeit für Ihr Zuhause
 

Mit einem Batteriespeicher wandert der überschüssige Solarstrom nicht ins Netz, sondern direkt in den Speicher. Das bedeutet: mehr Eigenverbrauch und weniger Abhängigkeit.

Text: Gabriel Vilares

Solarstrom boomt in der Schweiz: Laut dem Branchenverband Swissolar wird die Solarenergie dieses Jahr erstmals über 10 Prozent des gesamten Strombedarfs hierzulande abdecken und damit mehr Energie liefern als das AKW Beznau. Doch wer eine Solaranlage auf dem Dach hat, möchte bestenfalls nicht nur während der Sonnenstunden von der Energie profitieren. Das Ziel: den selbsterzeugten Strom auch wetter- und zeitunabhängig nutzen zu können. Hier kommt der Batteriespeicher ins Spiel. Aber lohnt sich das wirklich?

«Der grosse Vorteil eines Batteriespeichers liegt darin, dass er den Eigenverbrauch erhöht», erklärt Daniel Good, Beratungsingenieur bei Primeo Energie. Das Prinzip ist einfach: Alles, was tagsüber von der Photovoltaikanlage (PV) produziert, aber nicht sofort im Haushalt benötigt wird, landet normalerweise im öffentlichen Stromnetz – und das zu einem vom Energieversorger festgelegten Tarif. Ein Batteriespeicher ermöglicht es jedoch, den überschüssigen Strom für später zu speichern, etwa für die Abendstunden. Das steigert den Eigenverbrauch und macht unabhängiger vom Netz.

Photovoltaikanlagen erzeugen Strom, sobald Sonnenlicht auf sie fällt. Mit einem Batteriespeicher lässt sich die Energie wetterunabhängig speichern.

Eigenverbrauch steigern, Netzabhängigkeit senken

Der Eigenverbrauch beschreibt, wie viel des produzierten Stroms man selbst nutzt. Hat eine PV-Anlage eine Jahresproduktion von 6000 Kilowattstunden (kWh) und man verbraucht davon 3000 kWh selbst, liegt der Eigenverbrauch bei 50 Prozent. Ein Speicher kann diesen Anteil erhöhen und die sogenannte Autarkie verbessern – also die Unabhängigkeit vom Netz. Doch komplette Autarkie sei laut Good unrentabel: «Die letzten 20 Prozent Unabhängigkeit kosten meist das Vierfache der ersten 20 Prozent.»

Das liegt daran, dass man den Speicher überdimensionieren müsste, um auch bei schlechten Wetterverhältnissen – etwa in einer Woche mit Schnee oder Nebel – versorgt zu sein. Laut dem Beratungsingenieur sei vielmehr ein Eigenverbrauch von 70 Prozent erstrebenswert und ökonomisch sinnvoll. Ohne Batterie könne man, falls neben dem Haushaltsstrom auch Heizwärme und/oder Warmwasser elektrisch erzeugt werden, etwa 30 Prozent des selbst produzierten Solarstroms nutzen.

Daniel Good weiss, dass komplette Autarkie recht teuer ist. 

Ob sich ein Batteriespeicher lohnt, hängt von der Grösse der Photovoltaikanlage und dem Stromverbrauch ab. «Ein Speicher wird erst rentabel, wenn die PV-Anlage mindestens 0,5 Kilowatt (kW) Leistung pro 1000 kWh Jahresverbrauch liefert», erklärt Good. Heisst: Ist die Solaranlage zu klein, wird nicht genug Strom produziert, um ihn effektiv zu speichern. Für ein Einfamilienhaus mit 4500 kWh Jahresverbrauch bräuchte man theoretisch eine Anlage mit 2,25 kW, was etwa 10 m² Dachfläche entspricht.

In der Praxis wird jedoch meist die maximal verfügbare Fläche ausgeschöpft, da sich kleine Anlagen aufgrund der Installationskosten selten lohnen. Als Faustregel gilt: Das Speichervolumen sollte zur Anlagegrösse passen – eine 10-kW-Anlage benötigt etwa einen 10-kWh-Speicher. Bei aktuellen Preisen von rund 1000 Franken pro kWh Speicherkapazität würden etwa 10‘000 Franken für den Speicher anfallen, was für ein Einfamilienhaus sinnvoll sein könnte. Diese Speicher haben eine Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren.

Mit einem Batteriespeicher kann die Anzahl des Eigenverbrauchs deutlich erhöht werden.

Ein wesentlicher Faktor für die Wirtschaftlichkeit eines Speichers ist der Strompreis – insbesondere die Höhe der Einspeisevergütung (wird vom Netzbetreiber angepasst), – also der Betrag, den man für die Einspeisung von überschüssigem Strom ins Netz erhält. «Je höher die Einspeisevergütung, desto weniger rentiert sich ein Speicher», sagt Good. Sinkt die Einspeisevergütung jedoch, wird es zunehmend lukrativer, den Strom selbst zu speichern. Für sparsame Haushalte mit niedrigem Stromverbrauch lohne sich ein Speicher dagegen oft nicht, so der Experte.

Der Notstrom: ein häufiges Missverständnis

Ein häufig angepriesener Vorteil von Batteriespeichern ist die Notstromversorgung. Doch Good räumt mit falschen Vorstellungen auf: «Der Notstrombetrieb funktioniert oft nur für sogenannte Notstromsteckdosen, während grosse Geräte wie Wärmepumpen oder Boiler nicht versorgt werden können.» Kleine Geräte wie Handys, eine Herdplatte oder auch Teile der Beleuchtung lassen sich hingegen weiterhin betreiben. Dafür muss jedoch 30 % der Speicherkapazität reserviert bleiben. Künftig könnten Hauskraftwerke mit Hybridwechselrichtern eine bessere Notstrom- und autarke Energieversorgung bieten, sind aber derzeit noch teuer.

Ein Batteriespeicher erhöht die Eigenversorgung und verringert die Abhängigkeit vom Stromnetz. Für viele Haushalte lohnt sich die Investition eines gut dimensionierten Speichers, besonders bei grossen PV-Anlagen. Mit den fortschreitenden Technologien wird der Speicher in Zukunft eine noch wichtigere Rolle in der nachhaltigen Energieversorgung spielen.

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