Netzelektriker ist ein vielseitiger Beruf, bei dem man auch ungewöhnliche Aufgaben übernimmt – wie das Montieren von Storchennestern. Genau das ist jetzt passiert: Am Paradieshof in Binningen wurden zwei Horstplattformen aufgestellt, und das mit tatkräftiger Unterstützung des Freileitungsteams von Primeo Energie.
Text: Viktor Sammain | Bilder: Beat Huggenberger
Beat Huggenberger freut sich: "Es ist toll, dass Primeo Energie uns mit den Storchennestern unterstützt", sagt er zu den beiden Netzelektrikern, die am Paradieshof in Binningen dabei sind, einen Storchenhorst auf einem Holzmast zu montieren.
Huggenberger ist Geschäftsführer der Informellen Interessengemeinschaft Storchenfreunde Biel-Benken (IIGSFBB). Dass die beiden Storchenhorste nun am Paradieshof stehen, ist ihm zu verdanken. "Der Bauer vom Paradieshof wollte schon lange Storchennester haben", erzählt Huggenberger. "Jetzt hat sich die Gelegenheit ergeben, und ich habe sie genutzt."
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Netzelektriker Silvan und Leroy mit Beat Huggenberger vor frisch aufgestelltem Holzmast
Primeo Energie und Storchenfreunde Hand in Hand
Die Gelegenheit entstand, weil die Storchenfreunde ein paar hundert Meter weiter am Weiherhof Storchenhorste abbauten. "Die Horst-Plattformen dort haben wir 2011 auf alten Freileitungsmasten der damaligen EBM montiert", berichtet Beat Huggenberger. Damals baute die EBM, die heutige Primeo Energie, die Freileitungen zurück. Die Storchenfreunde und das Unternehmen einigten sich aber darauf, sechs der Masten für Störche stehen zu lassen. "Allerdings wurden nur zwei genutzt“, berichtet Huggenberger. Daher haben sich die Storchenfreunde nun entschlossen, die übrigen Horste abzubauen und andernorts zu nutzen. Das war die perfekte Gelegenheit, zwei davon dem Bauern vom Paradieshof zu geben.
Für die Montage wandte sich Huggenberger an uns, die Primeo Energie. Schnell war klar: ja, das machen wir. Ein Freileitungsteam, bestehend aus Kollegen aus Breitenbach und Therwil, rückte an. Zunächst wurden Löcher gegraben, die Masten gesetzt und mit Beton fixiert. Nach der Mittagspause hoben die Freileitungsexperten dann die rund 50 Kilogramm schweren Horste von ca. 1.10 m Durchmesser, mit dem Kranwagen nach oben und montierten sie in gut zehn Metern Höhe.

Netzelektriker Leroy bringt einen der beiden Storchenhorste in 10 Metern Höhe an
Begeisterung schon seit Kindheitstagen
Die Horste selbst bestehen aus einer runden Metallplattform, die innen mit Holz und Stroh ausgelegt ist. Eines der Nester steht vor dem Paradieshof am Rande einer Kirschplantage. Das andere hinter dem Hof auf einer Wiese. "Die Standorte habe ich, in Absprache mit Landwirt Beat Frey, ausgesucht", sagt Beat Huggenberger. "Sie sind weit genug voneinander entfernt, so dass sich die Storchenpaare nicht in die Quere kommen sollten."
Huggenbergers Leidenschaft für Störche begann bereits in seiner Kindheit. „Ich wuchs im Gundeldinger Quartier in Basel auf, nur eine Viertelstunde vom Zolli entfernt, wo ich einen Bodenhorst beobachten konnte. Es war faszinierend zu sehen, wie die Störche Eier legten, brüteten und die Jungen schlüpften.“
Später zog er nach Biel-Benken und nahm seine Begeisterung mit. So sorgte er am neuen Wohnort dafür, dass das Storchenpaar auf dem örtlichen Kirchturm, das seinen Horst verlassen hatte, wiederkehrte. "Wir haben die beiden dann Biel und Benken genannt", erzählt Huggenberger. 2008 gründete er gemeinsam mit 13 Freunden die Interessengemeinschaft der Storchenfreunde, die heute über 100 Mitglieder zählt.
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50 Kilo schwer, 1.10 Meter im Durchmesser, innen mit Holz und Stroh ausgelegt: so warten die Horste auf ihre neuen Bewohner
Der Storch, eine Erfolgsgeschichte
Die Rückkehr des Storches ist eine Erfolgsgeschichte. In den 1950erjahren gab es keine Brutpaare mehr in der Schweiz, der Weissstorch galt als ausgestorben. Seit den ersten Wiederansiedelungsversuchen in den späten Fünfzigern und Sechzigern hat sich die Zahl der Tiere wieder deutlich erhöht. "Ursprünglich hatte man mal das Ziel, bis 2024 etwa 300 Brutpaare zu haben," erzählt Beat Huggenberger, "heute sind es mehr als 1000". Auch in der Region Basel sind die grossen Vögel wieder häufig anzutreffen. "Das ist ein tolles Schauspiel, vor allem, wenn sich viele Vögel versammeln und am Himmel kreisen oder hinter einem Traktor herlaufen", ist Huggenberger begeistert. Aber es gibt auch Gefahren. „Viele Störche nehmen Plastiktüten oder Gummibänder mit ins Nest, die wie Würmer aussehen. Ein Jungstorch ist so einmal mit vollem Bauch verhungert“, berichtet Huggenberger.
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Kaum aufgestellt, schauten sich bereits die ersten Störche einen der Horste an
Die neuen Nester am Paradieshof scheinen sich derweil ebenfalls zu einer Erfolgsgeschichte zu entwickeln. Nur zwei Tage, nachdem sie aufgestellt worden waren, kamen die ersten beiden Störche und schauten sich das Nest vor dem Hof genauer an. Ob sie denn auch einziehen und brüten, das bleibt noch abzuwarten.

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