Wie setzen sich eigentlich die Strompreise zusammen? Stromexperte Vincent Rits von Primeo Energie gibt Antworten und erklärt die Schwankungen am Strommarkt.
Die Preise für elektrische Energie, also die Strompreise, richten sich nach dem Markt. Dieser funktioniert ähnlich wie bei Gemüse oder Obst. Der Preis für Spargeln und Erdbeeren hängt zum Beispiel von unterschiedlichen Faktoren ab: von Angebot und Nachfrage, von Herkunft, Jahreszeit, Ertrag und Qualität. Je nachdem steigen oder purzeln die Preise. Gemüse und Obst haben zudem eine spezielle Eigenschaft: Sie sind nur beschränkt haltbar. Beim Strom ist es ähnlich: Er muss in dem Moment verbraucht werden, in dem er erzeugt wird. Nur beschränkt lässt er sich lagern.
Woher der Strom kommt
Primeo Energie bezieht den Strom aus verschiedenen Quellen. Geordert wird die elektrische Energie primär an der Strombörse. Dazu kommen langfristige Bezugsverträge und Strom aus eigener, dezentraler Produktion. Den Strombedarf für ein Lieferjahr beschafft Primeo Energie über mehrere Jahre und Monate im Voraus. Das heisst, man kauft Strom, der ein oder zwei Jahre später produziert und verbraucht wird.
«Ein anderes Vorgehen wäre spekulativ», sagt Vincent Rits, Abteilungsleiter Netzwirtschaft bei Primeo Energie. Er managt die Stromtarife für Kunden in der Grundversorgung. Die systematische Beschaffung minimiert die Risiken, auf einmal zu teuren Strom einkaufen zu müssen oder mit Versorgungslücken konfrontiert zu werden. «Es geht ja darum, dass wir immer genügend Strom in unserem Netz zur Verfügung haben und somit die Versorgungssicherheit jederzeit gewährleisten können.»
Vincent Rits, Abteilungsleiter Netzwirtschaft bei Primeo Energie, managt die Stromtarife für Kunden in der Grundversorgung.
Die Zusammensetzung des Strompreises
Wie rechnet man nun den Stromtarif für ein Jahr aus? Die Strompreise legt Primeo Energie einmal im Jahr fest. Ausschlaggebend dafür sind die Kosten der einzelnen Energieeinkäufe an der Börse, die Kosten für langfristige Energie und dezentrale Erzeugung, Verwaltungs- und Vertriebskosten sowie der erwartete Stromabsatz.
Ein Blick auf die Stromrechnung zeigt aber, dass noch andere Faktoren eine Rolle spielen; Mit den Netzkosten wird ein Betrag für den Bau und den Unterhalt der gesamten Netzinfrastruktur gefordert. Denn Leitungen, Transformationsstationen und Unterwerke sind nötig, um den elektrischen Strom zu verteilen. Die Systemdienstleistungen der Schweizer Netzgesellschaft Swissgrid schlagen ebenfalls mit einem Betrag zu Buche. Swissgrid betreibt das Höchstspannungsnetz und sorgt für die Koordination von Produktion und Verbrauch.
Elektrizitätswerke wie Primeo Energie müssen verschiedene Gebühren an Bund, Kanton und Gemeinden entrichten. Diese werden ebenfalls den Kundinnen und Kunden belastet. Der Bund erhebt auf den Strompreis zudem einen Zuschlag für die Förderung erneuerbarer Energien. Und auf diese insgesamt fünf Positionen zahlen die Endverbraucherinnen und -verbraucher dann noch die Mehrwertsteuer.
Warum sind die Strompreise nicht flexibel?
Die Preise für Erdöl oder Gas fluktuieren stärker als diejenigen für Elektrizität. Das liegt am Stromversorgungs- und Energiegesetz. Jeweils Ende August müssen die Elektrizitätswerke ihre Strompreise für das folgende Jahr verbindlich bekannt geben. Die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) kontrolliert diese dann. Die ElCom ist eine unabhängige staatliche Regulierungsbehörde. Sie überwacht die Einhaltung des Stromversorgungs- und Energiegesetzes und beaufsichtigt die Strompreise. Ein grosser Spielraum bleibt also nicht.
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Autor: Jean-Marc Pache
Bilder: Primeo Energie