Auch wenn noch nicht genügend Frauen in der Energiebranche arbeiten, so werden es langsam doch kontinuierlich mehr. Netzelektrikerin Ramona Bodmer ist eine von ihnen.

Veränderung passiert nicht von heute auf morgen, aber sie passiert. Und wenn es so weit ist, dann sollte darüber gesprochen werden. Das findet zumindest Ramona Bodmer. Sie hat sich für einen Beruf entschieden, der alles andere als «typisch Frau» ist … oder? Als Netzwerkelektrikerin bei Primeo Energie macht sie neue Hausanschlüsse, zieht Kabel ein, stellt Kandelaber auf oder arbeitet auf Freileitungen – und das natürlich bei jedem Wetter. «Ich habe meinen Traumjob gefunden und mich dabei nicht von den Kategorien männlich und weiblich beeinflussen lassen», so Ramona. Warum also nicht mal Klartext reden und auch nach aussen kommunizieren, dass Frauen vermeintliche Männerjobs Jobs in der Energiebranche ebenso souverän meistern wie ihre männlichen Kollegen? Nicht nur am Bürotisch, sondern auch auf der Freileitung.

Tendenz steigend

Laut Bundesamt für Energie sind ungefähr ein Viertel der Beschäftigten in der Energiebranche Frauen (Stand 2023), die meisten von ihnen arbeiten jedoch im Bereich Finanzen und Marketing, nur wenige auf der technischen Seite. Die Tendenz ist zum Glück steigend. Seit sich Energieversorger nicht primär auf die Versorgungssicherheit konzentrieren, sondern darüber hinaus auch auf Markt-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen, hat ein Kulturwandel eingesetzt. Nicht zuletzt aufgrund des Fachkräftemangels muss sich der Energiesektor diversifizierter aufstellen.

Noch ist Ramona Bodmer die einzige Netzelektrikerin bei Primeo Energie. Im Sommer erhält sie Verstärkung, dann startet eine Lernende. Ihr Tipp an ihre künftige Kollegin: «Motiviert und tough sein, aber auch neugierig bleiben», so Ramona. «Ich habe mir zu Beginn der Ausbildung viel weniger die Frage gestellt, ob ich den Beruf inhaltlich schaffe, sondern ob und wie ich in das eingespielte Team passe.» Bedenken, die sich letztlich sehr schnell zerstreut haben. «In unserem Team sind Respekt und gegenseitiges Unterstützen selbstverständlich.»

Women in Power

Im Mai 2023 startete das Netzwerk Women in Power mit einem Kick-off-Event. Auch Primeo Energie unterstützt die neue Plattform für weibliche Fach- und Führungskräfte in der Energiebranche. Das Netzwerk möchte die Sichtbarkeit von Frauen erhöhen. Zum Angebot gehören neben Networking-Events auch Weiterbildungen und Coachings, sowie Massnahmen zur Diversitätsförderung. «Ich bin seit fast 20 Jahren in dieser Branche mit Herzblut dabei», so Nadine Brauchli. Sie ist Bereichsleiterin Energie und Mitglied der Geschäftsleitung beim Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE). «Meine Motivation ist, mehr Frauen für die Energiewirtschaft zu begeistern und gemeinsam einen Unterschied zu machen.»

Damit das funktioniert, müssen nicht nur die Arbeitsbedingungen stimmen. Meistens zielt schon die Werbung für technische Berufe auf ein männliches Publikum ab. «Wir haben einen grossen Fachkräftemangel. In der Netzelektrik fehlen nicht nur Frauen, sondern allgemein Arbeitskräfte. Dabei sei die Energiebranche sehr vielseitig und von typisch männlichen und typisch weiblichen Berufen zu sprechen sei längst überholt.

Zeigt euch!

Sichtbar machen bezieht sich nicht nur auf die Frauen, die bereits in der Energiebranche tätig sind, sondern auch auf die Berufe, welche die Branche anzubieten hat. «Ich wusste erst gar nicht, dass es diesen Beruf überhaupt gibt», erzählt Ramona Bodmer. Mittlerweile hat sie nicht nur ihre Ausbildung zur Netzelektrikerin erfolgreich abgeschlossen und macht als Berufsbildnerin den Nachwuchs fit. Im Sommer 2026 wird sie die Berufsprüfung zur Netzfachfrau absolvieren.

«Frauen müssen sich schon noch mehr beweisen als Männer. Sie stehen intensiver unter Beobachtung, was ihre Fertigkeiten betrifft. Das heisst aber noch lange nicht, dass sie es nicht genauso gut können», lacht sie. Vielleicht ja sogar besser …

Autorin: Katrin Montiegel
Fotos: Viktor Sammain