Nachhaltiges Siedeln: «Catan – Energien» im Test
 

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«Catan» zählt zu den bekanntesten Brettspielen. Die Edition «Catan – Energien» bringt die Klimapolitik auf die Insel – und damit die Frage, wie man expandiert, ohne die Umwelt aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Text: Celeste Blanc | Bilder: Jeannine Hirt

Ich liebe es, zu spielen. Ob bei einem Jass, einer Partie Brändi-Dog oder einem hitzigen UNO – Hauptsache, es ist gesellig. Und so verwundert es wohl nicht, dass auch «Catan» zu meinen Favoriten zählt.

Ob klassisch als Siedlerin oder mit Piraten zu hoher See – jede Variante und Edition des Klassikers fordert strategisches Geschick und garantiert Spielspass. Deshalb freue ich mich, im Rahmen dieses Spieletests herauszufinden, was die eigenständige Edition «Catan – Energien» zu bieten hat. Am Anfang ist meinen Mitspielenden und mir nur so viel bekannt: «Catan» ist im 21. Jahrhundert angekommen – und damit auch bei der Klimapolitik.

«Catan – Energien» will gelernt sein. Anfangs müssen wir ab und an die Spielanleitung zur Hand nehmen, um die Regeln zu begreifen.

Spielspass für alle – Vorteil für «Catan»-Erfahrene

An diesem Abend sind wir bunt gemischt: Spielerprobte «Catan»-Fans sitzen mit Neulingen am Tisch. Die Stimmung ist gut und das Spiel zieht uns von Beginn weg in seinen Bann. Doch wir merken schnell: Wer das Grundprinzip von «Catan» kennt, ist klar im Vorteil und kommt schneller ins Spiel.

Wir konkurrieren um lukrative Ländereien und handeln mit Rohstoffen, um unsere Dörfer, Forschungsstätten und unsere Infrastruktur auszubauen. Ziel ist es, zehn Siegespunkte zu erreichen. So weit, so bekannt. Frischen Wind – auch für uns Kennerinnen und Kenner – bringt hingegen das Thema Energie ins Spiel: Wir bauen Kraftwerke an unsere Dörfer, um Energie zu erzeugen. Auch wenn ich «Catan» kenne, sind diese Energie-Erweiterungen auch für mich nicht intuitiv greifbar. Also liegt die Spielanleitung neben uns auf dem Tisch. Immer wieder müssen wir die Besonderheiten der neuen Elemente wie Energiemarker oder Verschmutzungsindex nachlesen, zumindest in den ersten Runden – mit der Zeit grooven wir uns ein und sind im «Catan» der Moderne angekommen.

Kann das erste Kraftwerk endlich gebaut werden? Genau wie im klassischen «Catan» braucht es Rohstoffe, um zu wachsen.

Der Klimagedanke wird Teil der Spielstrategie

Das Thema Energie dominiert das Spiel. Und wir profitieren verschiedentlich von den Kraftwerken, die wir bauen. Der Haken dabei: Das Klima auf der Insel hängt von der Art der Energiegewinnung ab. «Braune» fossile Kraftwerke sind günstig, verschmutzen aber die Umwelt – grüne Energie ist teurer, aber klimafreundlicher. Setze ich also auf fossile Energie, um schneller an Rohstoffe zu kommen? Oder investiere ich lieber nachhaltig und denke ans Klima? Die Entscheidung wird zur Strategiefrage: Setze ich auf schnelle Vorteile – oder auf Nachhaltigkeit? Ich wähle den grünen Weg, merke aber bald: Spielerisch bringt mir das mit Blick auf den Sieg wenig Vorteile.

Das Thema Energie soll vermitteln, dass jede Entscheidung Konsequenzen hat. Ein spannender Ansatz, der dem Spiel mehr Tiefe und gesellschaftliche Relevanz verleiht. Gleichzeitig wird nachhaltiges Handeln spielerisch kaum belohnt, was die Wirkung dieser Botschaft abschwächt. Grüne Energie erscheint im Spiel zu wenig attraktiv, sodass der eigentliche zentrale Gedanke in den Hintergrund rückt. Auch beim Umweltinspektor – das Pendant zum Räuber im klassischen Catan – spiegelt sich die Realität nicht ganz überzeugend wider. Zwar soll er für klimaschädliches Verhalten eine Art Strafe darstellen, doch sein Eingreifen wirkt eher störend als sinnvoll. Diese Analogie greift hier etwas kurz und fühlt sich leider wenig stimmig an.

Gewisse Spielerweiterungen bringen das Thema Energie prägnant auf den Punkt. Und auch alte Elemente sind gekonnt eingesetzt: etwa der Umweltinspektor (klassisch: Räuber), der zum Rechten schaut.

Rücksichtsloses Wirtschaften bedeutet das Aus

Das sind aber nur kleine Kritiken. Insgesamt ist die Verknüpfung des Spielmechanismus mit aktuellen Themen aus der Energiewelt gelungen. Besonders gut gefällt mir dabei: Der wachsende Energiebedarf bleibt nicht folgenlos – auch im Spiel wirkt er sich spürbar auf die Umwelt aus. Wer zu rücksichtslos wirtschaftet, schadet am Ende nicht nur sich selbst, sondern allen. Steigt der gemeinsame Verschmutzungswert zu stark an, endet das Spiel sofort. Eine Erweiterung der klassischen Variante, die einen spannenden Twist bringt: Neben dem Wettbewerb rückt auch die gemeinsame Verantwortung in den Fokus. Und so ist trotz Konkurrenz auch ein gewisser Grad an Zusammenarbeit gefragt.

Fazit: Ein Spiel mit Lerneffekt

«Catan – Energien» ist mehr als nur eine Neuauflage des Klassikers. Mit eigenen Ideen und neuen Elementen bringt es frischen Wind auf den Spieltisch. Unerwartete Ereignisse sorgen für Spannung, gleichzeitig regt das Spiel zum Denken an: Wie viel Fortschritt verträgt die Umwelt? Immer wieder sind in unserer Runde Diskussionen aufgekommen – über fossile Energie, Nachhaltigkeit und gemeinsame Verantwortung. Zwar sind nicht alle Spielmechanismen realistisch umgesetzt, aber dennoch: Das Spiel unterhält – und bringt überraschend viel Gesprächsstoff über Energie mit.

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